Historie

Der Schützengeist der St. Stephanus Schützenbruderschaft Niedereimer e.V. wurde schon vor mehr als 150 Jahren geregt. Im Jahre 1849 schlossen sich Männer aus Niedereimer und aus dem benachbarten Bruchhausen in einer Schützenbruderschaft zusammen. Obwohl Niedereimer damals – bis 1870 – mehr Einwohner zählte als Bruchhausen, bestimmte man diesen Ort als Sitz der Schützenbruderschaft.

Da die Einwohnerzahl langsam aber stetig in Niedereimer anwuchs, zeigte sich das Bestreben, ein eigenes Schützenfest zu feiern. Die gesamte Bevölkerung war sich in dem Willen einig, eine eigene Schützengesellschaft zu gründen. In diesem Sinne fasste eine Schützenversammlung am 03. März 1912 im Gasthof Schulte einen einstimmigen Beschluss. Die Wahl eines vorläufigen Vorstands hatte folgendes Ergebnis: Ortsvorsteher und Gutsbesitzer Franz Friedrich Bienstein wurde Hauptmann, Lehrer Kaspar Ostenkötter übernahm das Amt des Schriftführers. Beisitzer wurden Gutsbesitzer Heinrich Bienstein, Gastwirt Franz Schulte, Landwirt Anton Grüne, Waldwärter Friedrich Sauerhoff und Maschinenführer Heinrich Kaiser. 86 Männer meldeten sogleich ihre Mitgliedschaft an. Die endgültige Konstituierung wurde am 31. März 1912 vollzogen. Noch vor dem ersten Fest zählte die neue Schützengesellschaft Niedereimer über 200 Mitglieder.

Die Schützenvereinigung führt den Namen "Schützengesellschaft Niedereimer". Sie hat den Zweck, "bei einem alljährlich zu begehenden Feste alle Gesellschaftsklassen ohne Unterschied des Ranges, Standes oder Vermögens zu einer Schießübung und froher Gesellschaft zu vereinigen und auf solche Weise Eintracht und Gemeinsinn zu heben und zu fördern".

Bei dem ersten Schützenfest am 14. und 15. Juli 1912 unter Hauptmann Franz Friedrich Bienstein vereinten sich zahlreiche Festgäste in der noch nicht fertig gestellten Halle auf der Friedrichshöhe. Bei dieser Gelegenheit fand die Fahnenweihe statt. Im Gründungsjahr der Schützengesellschaft hatte man mit dem Bau der Halle begonnen, sie wurde 1913 vollendet.

"An dieser Stelle ist zu vermerken, dass es sich erübrigt, einzelnen Personen für die Gründung der Schützengesellschaft besondere Verdienste zuzuschreiben. Es haben eben alle Mitglieder aus allen sozialen Bereichen im Rahmen ihrer Ausbildung eine einmalige vorbildliche Gemeinschaftsarbeit geleistet. Alle wetteiferten in gemeinsamer Arbeit zur Fertigstellung des Festplatzes und leisteten einen großen Teil Arbeit für die Festvorbereitung."

Die heute noch getragene "große Schützenkette" wurde zum Schützenfest 1914 angeschafft.

Über dem Fest lagerte bereits die bedrückende Vorahnung des bevorstehenden Krieges. Diese bestätigte sich durch die Kriegserklärung am 02. August 1914. 102 Mitglieder der Schützengesellschaft nahmen am ersten Weltkrieg teil. 18 von ihnen opferten ihr Leben. Andere kehrten als Verwundete oder Krüppel in die Heimat zurück. Während des Völkerringens ruhte das Leben der Schützengesellschaft. Die Sorgen um die Kriegsteilnehmer und um das tägliche Brot unterdrückten jegliche Lust, Feste zu feiern.

Nach sechsjähriger Unterbrechung wurde 1921 wieder Schützenfest gefeiert. Zum ersten Mal - nach dem Scheibenschießen seit der Vereinsgründung - musste ein Vogel auf der Stange Federn lassen. Nun gab es auch den schnell beliebt gewordenen Stangenabend. Das Schützenfest von 1922 spiegelte die fortschreitende Geldentwertung. Die Inflation trieb die wunderlichsten Blüten. Das Schützenfest von 1923 kannte nur "Millionäre". Die Einnahmen des Festes betrugen 37.000.000,-- Mark. Beim Jahresabschluss ergab sich ein Kassenbestand von 11.299.725,-- Mark. Dieses "viele Geld" hatte keinen Wert, denn am 01. Dezember 1923 bildete die Rentenmark unsere Währung.

1933 begann die Diktatur des Nationalsozialismus, der seinen bestimmenden Einfluss in allen Lebensbereichen rücksichtslos durchsetzte.

Am 08. März 1936 beschlagnahmte die Polizei das Vermögen der Schützengesellschaft Niedereimer. 1937 wurden sämtliche Schützenvereine in den NS Reichsbund für Leibesübungen überführt und als sporttreibende Vereinigungen angesehen, die besonders den Schießsport zu pflegen hatten. Im gleichen Jahr wurde am 17. Juli das Silberjubiläum gefeiert, an dieser Feier konnten alle Schützenkönige aus dem Zeitraum von 25 Jahren teilnehmen.

Nach dem Schützenfest im Juli 1939 zogen sich dunkle Gewitterwolken zum zweiten Weltkrieg drohend zusammen. Am 01. September nahm das Unheil seinen Lauf. Der Machtrausch triumphierte, bis zum 02. Februar 1943. An Schützenfeste war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken. Bei einem Bombenangriff am 09.03.1945 wurde das Haus des damaligen Schriftführers Anton Kaiser vernichtet. Seine Aufzeichnungen, die er als Schriftführer und Chronist für die damalige Schützengesellschaft getätigt hatte, wurden ein Opfer der Bomben.

Am 13. Dezember 1945 befreite sich die Schützengesellschaft auf einer Sitzung von Mitgliedern des früheren Vorstands, von den geistigen Fesseln des Nationalsozialismus und raffte sich zu neuem Leben auf. In der Generalversammlung vom 02. Februar 1947 beschloss die Versammlung einstimmig die Umwandlung der Schützengesellschaft in die "St. Stephanus Schützenbruderschaft". An ein Schützenfest war überhaupt nicht zu denken, denn es herrschte Hungersnot. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Schützenbruderschaft waren weiterhin schlecht. Erst mit der Einführung der „Deutschen Mark“ am 20.06.1948 trat eine wirtschaftliche Besserung ein. Nun begann wieder die gewohnte Folge der Schützenfeste. Es durften jedoch keine Gewehre benutzt werden, um den Vogel von der Stange zu holen. Kräftige Knüppel bildeten die Wurfgeschosse. Am 12. Juni 1949 entschied eine außerordentliche Generalversammlung, dass die Königinnen nicht verheiratet sein dürfen.

Das Jubiläumsschützenfest zum 40. Bestehen wurde in das jährliche Schützenfest vom 12.07. – 14.07.1952 integriert. Nachdem der neue Schützenkönig an dem Schützenfestmontag feierlich nach Hause gebracht wurde, ertönte in den frühen Nachmittagsstunden plötzlich die Brandsirene; das Bauernhaus des Landwirtes Franz Glaremin stand in hellen Flammen und brannte vollständig ab. Männer mit grünen Uniformen und weißen Hosen eilten sofort zur Brandstelle und löschten das Feuer. Nach getaner Arbeit konnte in den Abendstunden das Schützenfest fortgesetzt werden.

Am 13. April 1954 entschied man sich für den Eintritt in den Sauerländischen Schützenbund. Bis 1955 wurde der Vogel auf dem Sportplatz abgeschossen. Im gleichen Jahr wurde die Vogelstange in ein Waldstück am Himmelpfortener Weg versetzt, hier schoss man bis 1962. Ab dem darauffolgenden Jahr bis heute wird der neue König am Friedhof ermittelt. Am 10. Februar 1957 wurde unter Änderung des Beschlusses vom Jahre 1949 bestimmt, dass auch verheiratete Frauen zur Königin gewählt oder in den Hofstaat aufgenommen werden können.

Die Schützenfestatmosphäre 1957 war gerade verklungen, da begannen fleißige Schützenbrüder mit dem Abriss der alten Halle. Die neue Halle sollte bis zum nächsten Schützenfest bezugsfertig sein. Rechtzeitig zum 21.06.1958 wurde die neue Halle eingeweiht.

Zum 50jährigen Jubiläum der Schützenbruderschaft, welches man in dem jährlichen Schützenfest am 14., 15. und 16.07.1962 groß feierte, wurde eine 2. Fahne angeschafft.

1968 entstand das jetzige Kartenhaus inkl. neuer Umzäunung. Lobenswert ist zu erwähnen, dass zu damaliger Zeit für die Deckung der Materialkosten der Überschuss eines Wunschkonzertes, veranstaltet vom Musikverein, hierfür Verwendung gefunden hat.

Um auch unseren Kindern etwas Freude und Abwechslung zu bereiten, haben die Schützen ab 1969 das Kinderschützenfest eingeführt.

Wie die vorherigen Jubiläen wurde auch das 60jährige Jubiläum in das jährliche Schützenfest von 1972 integriert. Der Jubelkönig wurde am Schützenfestsamstag ermittelt. Ein Vorstandsbeschluss vom Schützenfestsonntag (08.07.1972) besagt, dass jeder der um die Königswürde schießt: 1. nicht angetrunken sein darf beim schießen und 2. keine "beatlemäßige" Aufmachung aufweisen darf (Wortlaut aus dem Protokoll).

Im gleichen Jahr der Eingemeindung 1975, mit dem die Halle in das Eigentum der Stadt Arnsberg überging, herrschte Unruhe in der Schützenbruderschaft. Um Ruhe und Frieden wieder einkehren zu lassen, trat der gesamte Vorstand geschlossen zurück, und daraufhin wurde der Vorstand neu gewählt.

Im Jahre 1975 1976 hatten wir eine Schützenkönigin, die zwar in Niedereimer wohnte, jedoch belgischer Nationalität war. Der Ehemann von der Schützenkönigin Marie-Louise Vranken war belgischer Soldat, und er verhalf uns zu einer belgischen Luftwaffenkapelle. Mit dieser Kapelle feierte wir unser erstes Königinkonzert, das mehr als gut besucht war, und die Resonanz war sehr ermutigend. Das Königinkonzert, heute das Konzert zu Ehren des Königspaares, gehört am Sonntagmorgen zum festen Bestandteil unseres Schützenfestes.

Nach diversen Vorgesprächen wurden im Jahre 1980 zwei Kompanien gegründet, um für den Festzug eine größere Anzahl von Schützen zu motivieren.

In dem Jahr 1984 errang unser Schützenkönig Norbert Voss in Holzen die Würde des Kreisschützenkönigs. Bis 1987 regierte er mit seiner jetzigen Frau Marita die Schützen des Kreisschützenbundes Arnsberg. Auch auf dem folgenden Kreisschützenfest 1987 in Belecke hatte der Vertreter unserer Schützenbruderschaft die sicherste Hand beim Vogelschießen. Unser Schützenkönig Diethelm Stübbecke holte mit dem entscheidenden Schuss den Vogel von der Stange. Mit seiner Königin Elisabeth Blöink repräsentierte er bis 1990 den Kreisschützenbund. Seit 2000 gehört unser Schützenbruder Wilfried Glaremin als Amtsoberst des ehemaligen Amtes Hüsten dem Vorstand des Kreisschützenbundes Arnsberg an.

Das 75jährige Jubiläum wurde 1987 erstmals mit einem Jubelfest vom 28.08. – 30.08 gefeiert. Nach dem Mauerfall und der angehenden Auflösung des Ostblocks hat die Stadt Arnsberg von Oktober 1989 bis März 1990 zahlreiche Asylbewerber in der Halle auf der Friedrichshöhe untergebracht. 1993 wurde mit den von der Stadt Arnsberg als Eigentümer der Halle genehmigten Umbauarbeiten begonnen. Diese wurden im Jahre 2000 mit dem Toilettenanbau beendet. In dieser Umbauphase wurde unter anderem eine neue Schiessanlage mit 4 Schiessständen errichtet, ein neues Treppenhaus mit neuem Eingang erbaut sowie der Speiseraum und die Küche komplett renoviert.

In der Generalversammlung von 1997 wurde die Übernahme der Halle von der Stadt Arnsberg beschlossen. Von 79 anwesenden Mitgliedern stimmten 65 dafür, 5 dagegen und 9 enthielten sich. Nach dem Eigentümerwechsel auf die Schützenbruderschaft werden auch zukünftig viele Arbeitseinsätze zur Erhaltung der Halle nötig sein. Der Vorstand hofft auf tatkräftige Unterstützung der Mitglieder und Bewohner von Niedereimer.